Die Hausbibel des Seidenstickers

Hans Plock (1490-1570)

Wege der Erschließung

Projektvorhaben

 

Das Werk soll im Sinne einer singulären „Objektbiographie“ erschlossen werden, die sich eindrucksvoll im Spannungsfeld zwischen der Innovativität des Druckmediums und der Tradition der Handschriftenkultur sowie zwischen der Öffentlichkeit des Drucks und der Privatheit eines Tagebuchs bzw. Egodokuments bewegt. Die Frage nach den Adressaten und Benutzern dieses unikalen Objekts, das Lesen, Schreiben, Sehen und Zeichnen verbindet und das Buch als „Behälter“ für vielfältige Informationen und andere Medien umwandelt, ist in vielfältiger Weise zu beleuchten.

 

Dieses einmalige Exemplar einer gedruckten Lutherbibel und die anderen Quellen, die im Besitz von Hans Plock waren, zu erschließen und auszuwerten sind Gegenstand dieses Forschungsvorhabens, das das Trier Center for Digital Humanities (TCDH) und der Fachbereich II Germanistik / Ältere deutsche Philologie der Universität Trier in Kooperation mit dem Stadtmuseum Berlin (Albrecht Henkys) durchführen. Das Projekt wird die Hausbibel von Hans Plock insbesondere unter folgenden Gesichtspunkten erschließen: 

 

  1. Die Lutherbibel des Hans Plock wird systematisch im Hinblick auf ihre Zusammensetzung und ihre nachträglichen, handschriftlichen und ikonographischen Ergänzungen erschlossen; sie wird in einer digitalen Edition mitsamt sämtlichen Annotationen, Marginalien und Text- und Bildzusätzen zugänglich gemacht. Dabei werden nicht nur das Druckwerk selbst, sondern auch die Marginalien und Zusätze Plocks digital als Bild sowie im Volltext präsentiert und somit das gesamte Objekt für weitere wissenschaftliche Auswertungen bereitgestellt.
  2. Die Plock-Bibel wird in ihren zeitgeschichtlichen Kontext gestellt und im Hinblick auf ihre Zusätze inhaltlich erschlossen. Hierzu gehören etwa die Herstellung von Bezügen von Annotationen zum Basistext des Druckes (= dem Bibeltext in der Fassung von 1541) sowie die Auswertung nicht basistext-bezogener Annotationen, die auf andere Inhalte – etwa zur Zeit- oder Reformationsgeschichte – verweisen und die Zitatstellen aus anderen Werken aufweisen usw. Neben religions- und kulturhistorischen Aspekten ist Plocks Hausbibel auch sprachhistorisch von einmaligem Interesse, denn sie zeichnet erstmalig „am lebendigen Objekt“ nach, wie etwa die „Luthersprache“ auf individueller Ebene in frühneuhochdeutscher Zeit gewirkt haben kann. Die buch- und sprachgeschichtliche Auswertung der Plock-Bibel ist Gegenstand eines Promotionsvorhabens (Carolin Geib).
    Ferner werden in Zusammenarbeit mit Kunsthistorikern die Bildelemente im Kontext der Gesamtüberlieferung erschlossen und neu gedeutet.
  3. Die digitale Edition und die Forschungsergebnisse werden in einem Online-Portal präsentiert, das Hans Plock nicht nur aus wissenschaftlicher Sicht gewidmet ist, sondern auch für eine größere Öffentlichkeit zugänglich macht.

 

Das Vorhaben versteht sich als einen Baustein für eine ganzheitliche Erschließung des „Kosmos“ um Hans Plock mitsamt seiner Bücher und Kunstwerke als Seidensticker. Insbesondere soll in einer weiteren Projektphase die Plock-Bibel in Beziehung zu den anderen (zum Teil ebenfalls annotierten) Druckwerken gesetzt werden, die Hans Plock gehört haben.

 

 

Das Projektteam: 

 

Trier Center for Digital Humanities und FB II Germanistik / Ältere deutsche Philologie der Universität Trier:

Prof. Dr. Claudine Moulin

 

Stadtmuseum Berlin:

Albrecht Henkys

 

Trier Center for Digital Humanities:

Dr. Thomas Burch, Carolin Geib, M.A.

 

 

Kontakt: moulin@uni-trier.de, Henkys@stadtmuseum.de